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Eine unterschätzte Verbindung: Gemeinsam Lachen und Lernen

Azubis lachen beim Lernen

12.09.2023

Eine Lehrerin kippt ein Glas Wasser über ihre Lehrmaterialien. Ihre Reaktion vor der ganzen Klasse: „Dann ist der Stoff wenigstens nicht so trocken“. Sie können sich sicher vorstellen, dass die Klasse diese Reaktion der Lehrerin mit einem Lacher beantwortet hat.

Gemeinsames Lernen und gemeinsames Lachen haben Einfluss auf die Lernatmosphäre und die Gedächtnisleistung. Warum ist Lernen dann so oft mühsam, langweilig und kaum ein Schüler hat Spaß dabei?

Schule? Da beginnt der Ernst des Lebens.

Fragt man Kinder zwischen sechs und 13 Jahren, wie viel Spaß sie in der Schule haben, zeichnet sich ein trauriges Bild ab: Mit 6 Jahren, also zu Beginn der Schulzeit, macht das Lernen mehr als 60% der Schülerinnen und Schüler noch Spaß. Mit 13 Jahren sind es jedoch nur noch 6%.
Lernen wird dann häufig mit Druck und hohem Zeitaufwand assoziiert, also mit den erwähnten negativen Emotionen.

SchülerInnen befinden sich heute unter einem enormen Druck. Spätestens ab dem Wechsel auf eine weiterführende Schule wird viel mehr verlangt: Selbständigkeit und Verantwortungsbewusstsein. Es wird auf bestimmte Noten hingearbeitet und das erfolgreiche Bestehen von Prüfungen erwartet. Die Angst zu versagen und in der Leistungsgesellschaft keine Chance zu bekommen ist hoch.

Dazu kommt die Pubertät, die Motivation sinkt spätestens hier weiter. In dieser aufmüpfigen Phase wird die Sinnhaftigkeit des Lehrstoffs generell in Frage gestellt: Wozu muss man alle Grammatikregeln beim Namen nennen können? Wann werde ich den Dreisatz je wieder brauchen? Wozu brauche ich als ZahnarzthelferIn eine Gedichtanalyse?

Aber auch das Lehrpersonal ist unter Druck: unmotivierte Schüler, das Erfüllen der Lehrpläne, Druck durch Eltern. Wie kann da Unterricht noch kreativ gestaltet werden? Und wie kann man bei all dem noch humorvoll vermitteln?

Spaß ist eine Grundzutat fürs Lernen

Spaß ist eine wichtige Grundzutat, mit der das Lernen effektiver wird. Wer mit Spaß lernt, lernt schneller und speichert Wissen langfristig. 

In einer Studie mit 1,5 jährigen Kindern konnten Wissenschaftler zeigen, dass die Kinder, die eine lustige Showeinlage sahen, die dort gezeigte Lösung schneller verstanden und übernahmen als die, die eine tröge Präsentation gezeigt bekamen. Der Grund?Wenn wir Spaß haben, werden Endorphine, Adrenalin und Dopamin ausgeschüttet. Wir sind aufmerksamer, konzentrierter und motivierter. In diesem positiv emotionalen Kontext wird der Hippocampus aktiviert, wodurch das Merken erleichtert wird.

Empfinden wir etwas als langweilig und uninteressant, stehen negative Emotionen im Vordergrund, woraufhin die Amygdala aktiviert wird – die Region im Gehirn, die über Flucht oder Angriff entscheidet und entsprechend Stress verursacht. Dadurch wird das Lernen erschwert. Der erste Schritt zur Verbesserung der Lerneffizienz ist also das Schaffen einer positiven Stimmung.

Lachen und Lächeln sind Tore und Pforten, durch die viel Gutes in den Menschen hineinhuschen kann.

Christian Morgenstern

Gemeinsames Lachen macht glücklich

In Gesellschaft lachen wir dreißig Mal häufiger als allein. Lachen verbindet, denn Lachen ist eine internationale Sprache. Es ist egal, aus welcher Kultur man stammt oder welche Sprache man spricht: Lachen wird erkannt und als etwas Positives wahrgenommen – unabhängig von der Muttersprache oder der Kultur.

Gemeinsames Lachen hat erstaunliche Auswirkungen auf unser Zusammengehörigkeitsgefühl, kann uns den Alltag erleichtern, gar versüßen und sogar einen deeskalierenden Effekt auf Konflikte haben. Humor vereint uns also sowohl in guten wie in schlechten Zeiten.

Warum also nicht den trockenen Lernstoff zusammen lernen und dabei am besten noch Lachen?

Methoden die Lernen und Lachen verknüpfen

Vieles Wissen beruht auf Zahlen, Daten, Fakten und diese zu lernen ist häufig langweilig und mühselig. In der Schule haben wir nicht gelernt, wie man lernt, nur dass man es können muss. Techniken, die Informationen in erster Linie visuell verarbeiten, sind hirngerecht, da sie sich unseres stärksten Sinnes bedienen. Darauf beruhen Merktechniken, wie sie Gedächtniskünstler benutzen. Doch darüber hinaus versprechen Merktechniken einen hohen Lernerfolg, weil sie beides verbinden können: die Visualisierung des Lernstoffs und deren spaßige Umsetzung.

Warum ich am liebsten in Gruppen lernen lasse

In meinen Workshops ist der Unterschied deutlich: Wer alleine lernt, lacht nicht. Alleine entstehen selten lustige Momente und wenn, dann gelangen sie kaum nach außen – es wird in sich hinein gelächelt. Wer gemeinsam mit Gleichgesinnten Merkbilder erfindet, lacht laut und sichtbar. Muskeln werden bewegt, vielleicht läuft auch die ein oder andere Freudenträne.


Am liebsten arbeite ich deshalb in Gruppen, wo man zu zweit oder zu dritt die ersten Schritte des Merkenlernens geht. Auf diese Weise kann man sich gegenseitig inspirieren. Denn gerade am Anfang trauen sich die meisten nicht so richtig, laut zu denken und dabei manchmal völlig abwegige Erinnerungsbilder entstehen zu lassen: Mit dem Rohrstock auf die Pommes einschlagen (steht für Rostock, Mecklenburg-Vorpommern) oder wie die Sau ein Haus baut und dafür per Anhalter zum Bauhaus fährt (steht für Dessau, Sachsen-Anhalt). In einer kleinen Runde funktioniert die Produktion von Merkbildern oft besser.

Ist es die Kombination aus Lachen und Gemeinschaft? Oder liegt es an dem überraschenden Moment?

Überraschung sorgt für Lachen

Ein Witz ist oft nur dann lustig, wenn die Pointe überrascht. Für Kinder ist die Welt noch spannend und neu und überraschend. Das ist auch der Grund, warum Kinder täglich etwa 400-mal lachen, Erwachsene hingegen nur 15 Mal.

Wie viele komische Situationen hast du heute erlebt? Hat jemand etwas Witziges erzählt, hast du jemanden bei einer Slapstick-Einlage beobachtet oder ist dir das Brötchen auf die Marmeladenseite gefallen?

Wer jeden Tag komische Dinge aufzählen kann, die ihm widerfahren sind, ist im Durchschnitt zufriedener und zeigt weniger depressive Symptome als Menschen als die, die das nicht tun. Das liegt daran, dass positive Emotionen uns eine neue Perspektive ermöglichen, die andere Gedanken und Handlungsweisen zulässt. Mit Humor und anderen positiven Emotionen kommen wir leichter durch schwierige Situationen. Wir steigen kurz mal aus der Situation aus und das Gedankenkarussell stoppt. Gleichzeitig erholen wir uns schneller davon.

„Humor ist der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen platzt.

Joachim Ringelnatz

Wie bekommen wir mehr Überraschung in unseren durchplanten Alltag?

Die meisten Tage sind bei Erwachsenen durchgeplant, mittlerweile auch oft die der Kinder. Da bleibt nicht viel Luft für ungeplantes und Überraschungen. Ganz im Gegenteil, oft sind sie unerwünscht, weil sie den straff organisierten Plan durcheinander bringen. Deshalb empfehle ich dir, auch mal ganz bewusst, ein wenig Humor einzuschieben. Warum den Kindern beim Kutschen zur nächsten Trainingseinheit einfach mal einen Witz erzählen statt mit Fragen über die Schule zu löchern?
Hier gibt es noch mehr Beispiele, die ab und zu sein dürfen:

  • Lache über dich selbst
  • Schenke anderen ein Lächeln und warte die Reaktion ab
  • Finde den Witz des Tages
  • Nutze verschiedene Filter, um Fotos auf dem Smartphone zu bearbeiten
  • Lerne Merktechniken und nutze sie täglich
  • Spiele jemandem einen liebevollen Streich oder sieh dir welche im Internet an (mein Favourit ist dieser: Just for Laughs)
  • Selbst wenn du glaubst, du kannst nicht zeichnen, mach es trotzdem – ohne Erwartungen!
  • Spiele interaktive Gemeinschaftsspiele wie zum Beispiel „Montagsmaler“, Twister, Cards Against Humanity/Kampf gegen das Spießertum, Klartext, Tabu


Achte einfach auf Situationen, in denen du lachst oder zumindest lächelst. Schaff dir solche Momente immer wieder. Die Welt um uns herum ist bunter und schöner als wir oft annehmen, wir müssen nur aufmerksamer sein.

Vermittelst du selbst Wissen oder bist du Multiplikator? Falls du in irgendeiner Form unterrichtest, baue Humor in deine Stunde ein. Ein Cartoon oder Witz zum Thema bewirken häufig eine gelassene Atmosphäre und bleiben zudem im Gedächtnis.

Meine Tochter meinte letztens, dass sie einen Lehrer mag, weil er Humor hat und sie mochte den Unterricht, weil es auch mal was zum Lachen gab. Es bedarf also gar nicht so viel, um Kindern das Lernen in der Schule schmackhaft zu machen. Lachen muss einfach erlaubt sein. Das gilt selbstverständlich auch für Erwachsene.

2 Kommentare

  1. Cornelia Vettermann (Die Conny)

    Hallo Susan ,
    danke für deine Gedanken, die du in viele Worte gefasst hast.
    Ja, Humor, da wo er passt – eigentlich fast immer -, kann uns das Leben “versüßen”.
    In diesem Sinne
    liebe Grüße aus Sachsen

    Antworten
    • Susan Ebeling

      Hallo Conny,
      du hast recht – da wo er passt. Und das darf man ruhig ausnutzen 😉
      Ich wünsche dir eine fröhliche Zeit.

      Antworten

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