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Welche Dinge vergessen wir am häufigsten?

Mann sucht unter der Couch

22.09.2023

Ach du grüne Neune. War der Elternabend heute? Wieso verdammt hab ich diesen Elternabend vergessen?

Passend zum Schulstart und stellvertretend für viele andere möglichen Termine, steht dieses Beispiel an Vergesslichkeit nicht alleine. Sicher hast du auch schon mal eine Verabredung, einen Geburtstag oder einen Namen vergessen?

Das kann peinlich und unangenehm sein oder auch teuer werden. Bei manchen Ärzten muss man eine Gebühr bezahlen, wenn man nicht auftaucht bzw. nicht rechtzeitig absagt. Das ist dann neben dem Warten auf einen neuen Termin sehr ärgerlich. Bei Geburtstagen in der Verwandschaft bzw. im engeren Bekanntenkreis gibt es auch schnell enttäuschte Gesichter, wenn die Erwartung nicht erfüllt wurde – die eigene oder die des Jubilars.

Das Vergessen von Alltagsdingen gehört zu unserem Leben und ist per se kein Zeichen fortschreitenden Alters oder gar Demenzerkrankungen.

Bevor du weiterliest:

Halt mal kurz inne und überleg die letzten 5 Dinge, die du vergessen hast. Was war das?

Welche Dinge vergessen wir (ständig)?

Vergisst du immer das gleiche oder ist es durchaus verschieden?

Im Durchschnitt vergessen Personen jeden Tag vier wichtige Fakten, Gegenstände oder Ereignisse. Das zeigte eine Untersuchung  unter 2000 Erwachsenen in Großbritannien. Es wurde dabei aufgelistet, welche Dinge wir am häufigsten vergessen. Leider kann ich die ursprünglichen Daten dazu nicht finden. Dennoch scheint mir die Liste ganz plausibel zu sein und wenn die Briten das vergessen, dann sehr wahrscheinlich auch Menschen in anderen Ländern in ähnlichen Lebensverhältnissen.

Zu den typischen Dingen, die wir vergessen, gehören:

  1. Warum wir einen Raum betreten haben
  2. Wo sich der Schlüssel befindet
  3. Beim Supermarkteinkauf nicht an alles gedacht
  4. Namen einer Person bei der Vorstellung
  5. Wo man den Stift hingelegt hat
  6. Rechtzeitig Fleisch aus dem Gefrierschrank zu nehmen
  7. Auf eine E-Mail zu antworten
  8. Etwas zu veröffentlichen
  9. Wonach man auf dem Computer suchen wollten
  10. Wo man das Auto geparkt hat
  11. Wo man die Brieftasche hingelegt hat
  12. Liedtexte
  13. Besorgungen auf dem Heimweg zu tätigen
  14. In den Sozialen Medien zu antworten
  15. Auf eine SMS zu antworten
  16. Pflanzen zu gießen
  17. Telefonnummern von Freunden/Familienmitgliedern
  18. Eine gute Sendung im Fernsehen aufzunehmen
  19. Die Pflanze in die Maschine zu stecken und vergessen, sie einzuschalten
  20. Die Mülltonne rausstellen
  21. Wer Zucker/keinen Zucker in seinem Tee mag
  22. Die Umrechnung von metrischen/imperischen Maßen
  23. Dass die Brille auf dem Kopf sitzt
  24. Pin-Nummer
  25. Bücher zur Bibliothek zurückzubringen
  26. Die Wäsche von der Leine zu nehmen
  27. Jahrestage
  28. Zug- oder Busfahrzeiten
  29. Arzttermine zu bestellen
  30. Rechnungen zu bezahlen
  31. Den Hörer abnehmen und vergessen zu haben, wen man eigentlich anrufen wollte
  32. Eine Besprechung
  33. Sich die Zähne zu putzen
  34. Die Uhr anzulegen
  35. Soziale Pläne/Abendveranstaltungen
  36. Arzttermine wahrzunehmen
  37. Die Zugfahrkarte im Voraus zu buchen
  38. Die Spülung zu betätigen
  39. Die Debit-/Kreditkarte im Automaten rauszunehmen
  40. Den Toilettensitz wieder herunterzuklappen
  41. Jemandem Geld zurückzuzahlen
  42. Zu tanken
  43. Sich zu rasieren
  44. Den Geburtstag des Partners
  45. Einfache Rezepte
  46. Die Auto-/Hausversicherung zu erneuern
  47. Den Kindern Geld für den Schulausflug/das Abendessen zu geben
  48. Tiere zu füttern/jemanden dazu  zu bringen, die Tiere zu füttern
  49. Wer von den Freunden Vegetarier ist, wenn man sie zum Essen einlädt
  50. Welchen Treibstoff man im Auto braucht

vergessene Blumen

Ich bin noch nicht ganz zufrieden damit, denn es gibt da durchaus noch Dinge, die ich ergänzen möchte:

  • Eine heiße Tasse Tee/Kaffee zu trinken
  • Die Wäsche in der Waschmaschine
  • Das Telefon aufzuladen
  • Nicht vor den Kindern zu fluchen
  • Das Toilettenpapier zu ersetzen
  • Den Geburtstag der Kinder eines Freundes
  • Das eigene Alter
  • Den Kuchen aus dem Ofen/ Toast aus dem Toaster zu nehmen
  • Das Auto abzuschließen
  • Die Wäsche von der Leine zu nehmen und nach drinnen zu bringen
  • Den Wasserhahn zuzudrehen

Es gibt jede Menge, das wir so vergessen (können). Wenn du genau auf die Liste schaust, sind es viele Alltagsdinge, die wir mal so zwischendurch machen und oft in Verbindung mit anderen Dingen: Beim Autoparken wird aufgepasst, dass die Kinder nicht wegrennen, der Schlüssel wird schnell irgendwo hin gelegt während man die Einkäufe reinträgt und beim Einkauf selbst, trifft man einen Nachbarn und quatscht eine Runde.

Wie kommt es, das wir so vieles im Alltag vergessen?

Es ist vermutlich gar kein echtes Vergessen, sondern eher ein erfolgloses Merken. Das hat drei Ursachen:

  1. Zerstreutheit als direkte Folge mangelnder Aufmerksamkeit. Keine Milch mehr im Haus? Wie kann das sein? Ja, heute Morgen hast du die fast leere Packung in den Kühlschrank zurück gestellt. Du hattest also schon beim Frühstück festgestellt, dass eine neue Milch  besorgt werden muss.
  2. Technologie. Das Problem mit der Technik ist, dass wir uns gar nicht erst versuchen, etwas zu merken. Alle Informationen finden wir mittlerweile in unserem Telefon. Da sind wir schnell aufgeschmissen, wenn der Akku alle ist oder wir es nicht bei der Hand haben. Wir lagern unser Gedächtnis aus und vertrauen darauf, dass wir es dort wieder finden. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass wir ohne unsere externe Festplatte das Wissen nicht abrufen können, da unser Gedächtnis dafür auch nie Nervenzellen miteinander verknüpft hat, die beim Einholen der Information wieder aktiviert werden. Dieses Phänomen wird als Digitale Demenz bezeichnet.
  3. Ablenkung. Wir teilen unsere Aufmerksamkeit. Während wir fernsehen, beantworten wir “nur schnell” eine Nachricht. Beim Arbeiten werden wir benachrichtigt, dass eine neue Email eingetrudelt ist. Auf dieses Weise erreichen wir nie die volle Konzentration und keinen Fokus. Multitasking ist nicht zu erreichen, wenn Aufgaben die gleichen Sinneskanäle beanspruchen.

essen und texten gleichzeitig

Wie können wir das Vergessen verhindern?

Viele schreiben sich eine to do-Liste oder verteilen Notizen im Haus. Das ist mittlerweile schone eine eher veraltete Methode. Ich denke die meisten nutzen entsprechende Apps dafür: Kalender, to do-Listen, Einkaufslisten, Erinnerungsalarme für Geburtstage usw. Und dennoch vergessen wir auch das. Zum einen weil wir die Aufgabe oder den Termin nicht in den Kalender getippt haben oder weil wir die Erinnerung daran schnell “weggewischt” haben und schon war sie aus dem Sinn.

Warum eigentlich nicht wieder mit Papier und Stift arbeiten? Durch handschriftliche Notizen bleibt der Inhalt länger präsent und wir haben dann doch einen Zettel in der Tasche, der uns an zu erledigende Dinge erinnert. Auf diese Weise benutzen wir verschiedene Sinne und erhöhen damit die Chance uns daran zu erinnern.

Achtsamkeit verhindert vergessen

Für die alltäglich zu erledigenden Dinge gilt es Achtsamkeit walten zu lassen. Mach nicht einfach, sondern mach es dir bewusst. Hier ein paar Beispiele:

  • Leg den Schlüssel immer an die gleiche Stelle oder sag laut an, wo du ihn jetzt hinlegst: “Ich lege meinen Schlüssel jetzt hier auf den Küchentisch neben die Äpfel”
  • Denke über den morgigen Tag nach – was steht an (oder auch schon am Montag über die ganze Woche)? Mach es dir bewusst, stell es dir vor.
  • Schau dich beim Parken um. Gibt es da einen Farb- oder Nummerncode. Was verbindest du mit der Zahl oder der Farbe?
  • Mach dir eine Einkaufsliste – geht auch im Kopf!
  • Für Pins, Passwörter, Geburtstage usw.: Verwandle Zahlen in Bilder oder mach dir Merksprüche draus
  • Geh noch mal in den Raum zurück, wo die Idee entstanden ist

Und nun?

Überlege dir, warum du die 5 Dinge zuletzt vergessen hast?
Was hat dich abgelenkt?
Warum warst du unaufmerksam?
Wie könntest du demnächst sicherstellen, dass du sie nicht wieder vergisst?

Wenn du mit mehr Merktechniken arbeiten magst, probier doch mal die ersten Schritte aus.

Es ist eine Frage der Entscheidung und der Motivation. Wenn wir uns etwas merken wollen, klappt das auch, mit oder ohne Technologie, Zettel oder Merktechnik. Deshalb sollte deine erste Frage immer lauten:

Warum will ich mir das merken?

4 Kommentare

  1. Bernd

    Hallo,
    das ist ein interessanter Beitrag in dem ich mich wiedergefunden habe. Leider!

    Und meine Lösung ist: Meine PIN ist die Personalnummer vom Job, total unvergesslich, weil ich sie jeden Tag irgendwo angeben muss.

    Zum Einkaufen nehmen meine Frau und Ich Trello. Ja, dafür werde ich bestimmt von irgendjemandem gesteinigt, weil ich so ein Mega tolles Programm als Einkaufsliste missbrauche. Aber meine Frau bearbeitet die Liste mit dem Android Smartphone, ich mit dem PC oder mit dem iPhone und wer beim Einkaufen ist, vergisst nichts.

    Viele meiner Schlüssel, Geldbörse, Kopfhörer, Taschen, Rucksäcke, Fahrräder sind mit einem Airtag versehen, die Teile kann ich sogar klingeln lassen. Erst vor kurzem habe ich Abends einen Airtag aktiviert, auf dem Schreibtisch liegengelassen und am Morgen war der Airtag verschwunden. Da dachte ich mir schon: Alzheimer? Nein – Katzen, gefunden habe ich den Airtag im Erdgeschoss, unterm Sofa, der Kater saß mit großen leuchtenden Augen davor und hat den Airtag mit der Pfote festgehalten. 😂

    Ja, vieles ist im Smartphone. Der Akku hält sehr lange und wenn er doch zur Neige geht…. beim iPhone gibt es den Akku für Magsafe. Seit meinem Urlaub in Wien ist der Akku immer in der Tasche.

    Antworten
    • Susan Ebeling

      Hallo Bernd,
      vielen Dank für deine ausführliche Beschreibung zum Thema “externes Gedächtnis”:
      Ja, die Technologie macht es möglich, dass wir alles irgendwo abspeichern und uns erinnern lassen können. Und na klar, warum soll man das dann nicht nutzen?
      Ich verdamme die Technologie auch nicht, benutze unter anderem auch einen Passworttresor. Ich mache mir nur gerne bewusst, dass es Dinge gibt, die ich nicht erst eintippen muss.
      Wie stellst du sicher, dass der Akku immer in deiner Tasche ist?

      Antworten
  2. Madeleine

    Liebe Susan. Einen tollen Artikel hast du hier geschrieben!
    Ich finde hier spielt auch der Mental Load eine wichtige Rolle. Gerade als Eltern ist man hier extrem betroffen, weil man ja auch noch die Termine der Kinder im Kopf haben muss.
    Liebe Grüsse

    Antworten
    • Susan Ebeling

      Liebe Madeleine,
      vielen Dank für das Kompliment. Ja du hast vollkommen recht. Hier wird deutlich, dass es nicht daran liegt, dass wir uns (als Eltern) nichts merken wollen, sondern dass wir einfach zu viele Dinge gleichzeitig im Kopf haben sollen/müssen. Es ist schon eine Meisterleistung, was wir alles behalten.

      Antworten

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